Novalisstationen

NOVALIS – SAMEN

„SKULPTUREN ALS NOVALIS – SAMEN in Klipphausen „

Der Aufruf der Gemeinde Klipphausen, sich aktiv am Tourismuskonzept zu beteiligen, hat Bettina Zimmermann genau im richtigen Augenblick erreicht. Als bildende Künstlerin mit Atelier auf Schloss Batzdorf ist ihr die Liebe zur Natur ein Anliegen und Inspiration zugleich:
Was liegt näher als der Wunsch, auch der heimatlichen Landschaft, einen besonderen Ausdruck zu verleihen? Die Vision „Novalisstationen für die Sinne“ ist geboren und erste Ideen haben sich nun in Kooperation mit einem Künstlerteam konkretisiert. Allen gemeinsam ist die Begeisterung für diese Projektidee. Aus den unterschiedlichen Qualitäten aller Beteiligten entsteht somit eine ganz besondere Synergie. In kleinen Schritten werden einzelne Stationen ihre Verwirklichung finden und die geschichtsträchtigen Orte in ein neues Bewußtsein heben.

Nicht zuletzt sei hier die Inspiration von Novalis erwähnt – als geistiger Weggefährte hat er in den Jahren um 1800 auch seine Spuren in der Landschaft rund um Klipphausen hinterlassen. Novalis wollte mit seiner Poesie „geistige Samen“ säen: Möge die Zeit reif sein für diesen Impuls – und mit der schrittweisen Realisierung von einzelnen Stationen so mancher Same sich weiter entfalten!

Hier werden sich im Laufe des Jahres die Stationen verwirklichen und die Inhalte füllen.

Batzdorf feiert dieses Jahr 750 jähriges Bestehen und Novals seinen 250. Geburtstag. Was bietete sich besser an, als die Vervollständigung der Stationen im Ort? Wir sind dankbar und glücklich für alle Förderungen, die sich aufgetan haben!

DIE EULE –  „Weisheit“  IN BATZDORF

Für Schloss Batzdorf ist der Kauz seit vielen Jahren ein Wahrzeichen.
Nun angekommen am Rastplatz bist du eingeladen innezuhalten, Wanderer!
In den alten Schlössern sind die Sagen und Mythen zu Hause – und vielleicht huscht im Augenwinkel die alte Weise vorbei, die uns erinnert an uraltes Wissen, das aus dem Schlummer erwacht.

Hoch oben in der Baumhöhle lebt die Eule als Wesen der Nacht, das Geheimnis schauend in der Stille des Unergründlichen. Als Symbol tiefer Weisheit – rundum blickend und betrachtend – mit Überblick und Weitsicht, wenn das Getümmel des Tages verstummt ist.

Hier in der Stille der Nacht lebt die Poesie in ihrem eigentlichen Reich, und im Spiel mit der Nachtseite des Lebens erleben wir den Zauber der All-täglichkeit. Lebendige Stille, wenn aus dem Dunkel der Ruf des Kauzes an die Flüchtigkeit des Augenblicks erinnert.

Träumend oder ganz wach, wach träumend – vagabundierend und frei im Geiste wachsen uns Flügel in nächtlicher Schwerelosigkeit. So beflügelt – innerlich „elastisch“ geworden – üben wir mit Novalis „die Kunst des sich selbst Überspringens“ ,
und wachsen hinaus über die eigene innere Begrenztheit:

„Gewiß ist der Traum, den ich heute Nacht träumte, kein unwirksamer Zufall in meinem Leben gewesen
denn ich fühle es, daß er in meine Seele wie ein weites Rad hineingreift und in mächtigen Schwung versetzt.“
Im Weitblick des Verborgenen tun sich unbewusste Zusammenhänge auf,
überraschend und unbekannt – wie im Déjà-vu wird vermeintlich Fremdes urplötzlich vertraut,
denn „alles Sichtbare hängt am Unsichtbaren, alles Hörbare am Unhörbaren.
alles Fühlbare am Unfühlbaren, alles Denkbare am Undenkbaren.“
In der geheimnisvollen Nachtseite des Lebens – im Lichte der Dunkelheit –
ist Novalis´ Dichterseele frei, zu Hause im Welten-All eines durch und durch beseelten Kosmos:
„Die Sternwelt wird zerfließen zum goldnen Lebenswein, wir werden sie genießen und lichte Sterne seyn.“
(NOVALIS)

 

Sandsteinskulptur Schloßvorplatz: Olaf Klepzig BBK, Text Valeska Schöne, Textfragment: Novalis, gefördert 2021 durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

NOVALIS SAME

DIE APFELFRAU –  „Verfeinerung“  IN BATZDORF

Wer erinnert sich an das weiß blühende Apfelland rund um Schloss Batzdorf? Weithin sichtbar war hier die Paradiesfrucht zu Hause – der Apfel als Liebesapfel, Symbol der Weisheit und Erkenntnis. als Symbol des Lebens. In seiner Fülle will sich der Apfelbaum verschenken. Von der Blüte bis zur Reife feiert sich das Leben im Kreislauf der Natur – Wohlsein und Gedeihen. Füllhorn ewiger Erneuerung!

Der innere Schatz ist gereift in der Apfelfrau. Der Mensch – nun ganz Mensch geworden – erntet die eigenen Früchte. So wie der Baum seine Fülle nicht zurückhalten kann, will sich die Herzenskraft entfalten. In der Liebe lebt die Verbundenheit allen Seins vom Sandkorn bis in die Weiten des Weltalls. Hier offenbart sich philo Sophia als Liebe zur Weisheit, denn im Apfelland wohnt die Erkenntnis im Geist der Liebe – Lebenslust, die ganz in sich ruht, denn im Auge des Orkans ist es still. Ewige Wandlung. Transformation. Freude.

Im Reich der Apfelfrau ist auch der Dichter Novalis zu Hause. Seine „Blüthenstaub“ Fragmente (1798) bezeichnet er als literarische Sämereien“ – und nur im Menschen selbst, in seinem inneren Reifeprozess kann der Same aufgehen und sich entfalten.

„Wir träumen von Reisen durch das Weltall:  Ist denn das Weltall nicht in uns?  Die Tiefen des Geistes kennen wir nicht. –  Nach innen geht der geheimnisvolle Weg.“

 

Skulptur am neuen Besucherparkplatz: Bettina Zimmermann BBK, Text: Valeska Schöne, Textfragment: Novalis, gefördert 2022 durch: Evangelische Erwachsenenbildung des Freistaates Sachsen

Mit freundlicher Unterstützung der Evangelischen Erwachsenenbildung Sachsen, des Landestourismusverbandes Sachsen, der Wander-& Pilgerakademie Sachsen und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen!

NOVALIS – SAME

DER RESONANZSTEIN –  „Klang“  IN BATZDORF

Eine steinerne Skulptur, archaisch und monumental:

Ohr in der Landschaft oder doch ein geöffneter Mund, weit offen als stummer Gesang?

Der Stein als Einladung zu Lauschen und sich selbst zu begegnen im Klang.

Lass deinen Kopf eintauchen in die Höhle und gib dich hin an Stein und Stimme:

Summen, Tönen, bis dein eigener Körper antwortet im Eigenklang der Resonanz.

Stille und geheimnisvolles Rauschen – was ist innen, was ist außen?

Subtile Kraft der Schwingungen, ganz pur in deiner Echokammer –

im Spiegelkabinett der Klänge!

Klangstrom, der du bist in jeder Zelle – ein ewiges Rauschen der Natur,

wo sich die Klänge der Landschaft vereinen mit denen der inneren Landschaft.

Sei ganz Ohr mit Haut und Haar, mit jeder Faser deines Seins,

denn „der Mensch spricht nicht allein“!

„Der Mensch spricht nicht allein – auch das Universum spricht – alles spricht unendliche Sprachen.“

„Wir werden die Welt verstehn, wenn wir uns selbst verstehn… Gotteskinder, göttliche Keime sind wir.“ NOVALIS

 

Sandsteinskulptur am Panoramaweg: Reinhard Pontius BBK, Text: Valeska Schöne, Textfragment: Novalis, gefördert 20222 durch: Simul Mitmachfond des Freistaates Sachsen

NOVALIS SAME

DIE BAUMFRAU  –  „Verbundenheit“  IN BATZDORF

Die `Baumfrau´ ist eine Hommage an die Bäume und Wälder, die unserer Landschaft einst ihr Gesicht gaben. Heute erzählen nur noch vereinzelte Baumriesen von den längst vergangenen Jahrhunderten. Und Bäume haben ja so viel gesehen! Standhaft und still bezeugen sie viele Menschenleben, das ewige Kommen und Gehen, Geburt und Tod.

Als Symbol für altes Wissen waren die Bäume einst heilig und hochverehrt. Und erinnert uns nicht die Verästelung der Zweige an ursprüngliche Schriftzeichen? Schreibt sich hier nicht das Leben immerwährend fort?

Mit ihrem Ein- und Ausatmen sind die Wälder als Lunge der Erde existenziell. Wir verdanken ihnen zutiefst unser (über -) Leben – mit jedem Atemzug, immer wieder neu! Hier in Batzdorf kann uns die `Baumfrau´ ein Zeichen tiefer Wertschätzung sein.

Mit ihrem Wurzelwerk ist sie verankert im unsichtbaren Reich der Erde. Ihr starker Leib – der Stamm – zeugt von Standfestigkeit und Hingabe an den ewigen Kreislauf des Lebens. Ihr Gesicht spricht zu uns in der Krone, die in kraftvoller Geste in die Unendlichkeit ragt. Wie eine Antenne oder mächtiges Geweih streckt sich das Geäst dem Kosmos entgegen, immer auf Empfang – als Mittler zwischen Himmel und Erde!

Auch Novalis ist mit seiner Poesie so ein Wanderer zwischen den Welten und der Kosmos ist ihm lebendige Gegenwart. Ganz hier und zu Hause im Geistigen -Das „Welten – All“ hineinnehmend ins Innerste. „Der Mensch vermag in jedem Augenblicke ein übersinnliches Wesen zu sein“. So wird der Mensch für Novalis zum „Weltbürger“, denn „wir sind dem Unsichtbaren näher als dem Sichtbaren verbunden.“

Die `Baumfrau´ erinnert an diese „Wiederverzauberung der Welt“, die uns jedem Augenblick zu berühren vermag.

 

Sie steht in der neuen Buswendeschleife in Batzdorf. Skulptur: Bettina Zimmermann, BBK, Text: Valeska Schöne, Textfragment: Novalis, wir danken für die Förderung der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2022!

DIE BAUMFRAU  –  „Verbundenheit“  IN BATZDORF

NOVALIS SAME

DIE STEINEFRAU  –  „Wertschätzung“   IN NAUSTADT

Lange bevor es Menschen gab, waren die Steine da. Äonen alt, weise geworden – weisen sie ins Unendliche und im Angesicht des Steines erkennt sich der Mensch in seiner Endlichkeit. Als steinerne Zeitzeugen leben sie in ihrer ureigenen Langsamkeit, in scheinbarer Zeitlosigkeit, jenseits menschlicher Zeiten – Räume.

Einen Stein aufheben. Mit Novalis zeigt sich uns „eine wundersame Freude an den Dingen, die ein näheres Verhältniß zu unserem geheimen Daseyn haben mögen.“ Was will sich eröffnen in diesem unsichtbaren Buch der Natur?

Der Stein raunt aus dem Urgrund der Zeiten sein Geheimnis, still – und vernehmbar in der Kraft seiner Gegenwärtigkeit, wer zu lauschen vermag. Einen Stein aufheben – vielleicht einen Kieselstein, der beiläufig am Wegesrand von Leichtigkeit und Schönheit spricht.

Einen Stein aufheben – in Dankbarkeit und Freude – Wertschätzung! Denn allzu leicht vergessen wir die Endlichkeit – die Endlichkeit einer Natur, die in ihrer Freigiebigkeit so lange unerschöpflich schien!

Die `Steinefrau´ will uns Geste der Danksagung sein, Erinnerung, dass Nehmen und Geben sich die Waage halten in ihrer natürlichen Balance. Und mit Novalis hören wir den Dank an die Erde und seine Verbundenheit mit Christus:

„Wenn alle untreu werden,  So bleib ich dir doch treu; Daß Dankbarkeit auf Erden nicht ausgestorben sey.“ (aus den `Geistlichen Liedern´) und „Wenn Gott Mensch werden konnte, kann er auch Stein, Pflanze, Tier und Element werden und vielleicht gibt es auf diese Art eine fortwährende Erlösung in der Natur.“ (NOVALIS)

 

Skulptur am Pfarrgarten Naustadt: Bettina Zimmermann BBK, Text in Arbeit: Valeska Schöne, Textfragment: Novalis, gefördert 2022 durch: Simul Mitmachfond des Freistaates Sachsen

Die Skulptur steht in den Startlöchern und wird sobald es einige Tage frostfrei ist, montiert und ihren Platz einnehmen

.https://vimeo.com/821602505?share=copy

NOVALIS SAMEN

DIE ELBEFRAU – „Lebensfluss“  IN GAUERNITZ

„Inniges Wohlsein des Wassers. Wollust der Wasserberührung.“  Novalis

 

Alles Leben strömt als ununterbrochener Fluss,

unendliche Bewegung, subtiler Tanz bis in die kleinste Zelle. Wasser ist das Leben gebärende Element –

ein ewiges Werden, unergründbar, geheimnisvoll und tief. Urgrund der Verwandlung.

Wasser ist das „sensible Chaos“, so Novalis, denn sein Wesen ist stetig fließender Übergang

ineinander, durcheinander: Durch-ein-ander-Sein!

Vom Tropfen in die All – Einheit verschmelzend in den Ozean.

Das Flüssige in seiner Urnatur lässt sich nicht festhalten.

Wir sind im Reich des Unbewussten, der Seele und des Traumes, und mit Novalis ganz im Reich der Poesie.

Trennendes hebt sich auf, durchdringt sich gegenseitig, denn der Fluss des Lebens will ungehindert fließen: Lebendige Frische und Klarheit sind sein Lebenselixier!

Hier schwebt und wacht die „Elbefrau“, tiefblau zu Hause im wässrigen Element.

In der Erinnerung hält sie unberührte Auen und die alten slawischen Fischerdörfer wach. Sie ist das Fluidum der Landschaft, sich verströmend, reinigend und belebend –

ein erfrischendes Labsal im Land der Elbe, Labe oder Alba, der weißen, lichtvoll Hellen.

In den Jahren um 1800 durchstreifte Novalis die hiesige Elbelandschaft mit seinen Schlössern.
Immer wieder war ihm der weite Blick über den Fluß ein Quell der Inspiration:

 

„… was bin ich anderes als der Strom.

wenn ich wehmütig in seine Wellen hinabschaue und die Gedanken in seinem Gleiten verliere.“

 „Der Sitz der Seele ist da, wo sich Innenwelt und Außenwelt berühren. Wo sie sich durchdringen, ist er in jedem Punkte der Durchdringung“

 Alles zu beleben ist der Zweck des Lebens.“ NOVALIS

 

Skulptur am Fährhaus Gauernitz: Bettina Zimmermann BBK, Text: Valeska Schöne, Textfragment: Novalis, gefördert 2022 durch: Simul Mitmachfond des Freistaates Sachsen